Achtsame Momente

Glück liegt in den achtsamen Momenten des Alltags - ein Gastbeitrag von @mom_and_a_half_man.

Sansibar. Kilometerweite weiße Sandstrände. Das Meer könnte nicht türkiser sein. Kleine Fischerboote schwanken in den Wellen. Postkartenmotive, so weit das Auge reicht. Liebe liegt in der Luft. Und leichte Reggae-Beats. Das Paradies. Oder?

Seit einigen Monaten lebe ich nun hier und ja, ich kann sagen, ich bin glücklich. Meistens wache ich schon am Morgen auf und bin erfüllt von tiefer Dankbarkeit. Aber ist es wirklich dieser Ort, der mich so glücklich macht?

Denn eigentlich ist es völlig egal wo ich wohne. Mein Paradies kann ich mir nur selbst erschaffen. Unabhängig von den äußeren Gegebenheiten. Denn ich glaube, dass ich mein Paradies sehen muss, um es auch wirklich als solches wahrnehmen zu können. Und das ist selbst an einem schönen Fleckchen Erde wie Sansibar nicht immer ganz einfach. Aber lasst uns weiter vorn beginnen.

Ich bin nun seit fast fünf Jahren auf Reisen und lebe mittlerweile wesentlich entschleunigter, als noch vor vielen Jahren in Berlin. Wenn ich durch die Welt ziehe, muss ich achtsam sein, schon auf kleinste Details achten. Ist doch um mich herum alles fremd und neu und aufregend. Hinter jeder Ecke könnte sich das nächste Abenteuer verstecken. Diese neue Welt voller Gerüche, Geräusche und Menschen, die ich zuvor noch nie wahrgenommen habe, sie ist aufregend. Wenn ich unterwegs bin, bin ich voll und ganz im Moment, ich spüre, rieche, schmecke, fühle. Manchmal stehe ich einfach minutenlang da und inhaliere den Moment. Ich bin lebendig und das fühlt sich so gut an.

Umso wichtiger ist es für mich geworden, mein Umfeld genau wahrzunehmen und meine eigene Zufriedenheit in den Fokus zu stellen. Regelmäßig erlebe ich, wie herausfordernd es sein kann, sich immer wieder einen neuen Alltag zu erschaffen und wie bereichernd es ist, bestehendes immer wieder zu hinterfragen und an meine aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Was ist wirklich wichtig, was kann weg? Passt das für mich noch so oder gibt es Stellschrauben, an denen ich justieren kann?

Ballast abwerfen macht nämlich ganz wunderbar schwerelos. Aber hierfür muss ich meine Bedürfnisse kennen und ihnen Raum bieten, achtsam mit mir selbst sein. Lange habe ich mir selbst nicht die Priorität hierfür eingeräumt oder leise Bedürfnisse im lauten, schnellen Alltag einfach übersehen.
Mittlerweile fällt es mir immer leichter mich selbst zu fühlen, und es tut mir gut. So gut, dass ich mir wünschen würde, ich hätte bereits früher genauer hingesehen und gelebt, wie es mir wirklich gut tut.

Wisst ihr, früher habe ich in Berlin gelebt. Eine wahrlich aufregende Stadt, in der eigentlich immer viel Schönes und Spannendes passiert. Ich war damals blind dafür, mein Korsett war zu eng um diese pulsierende Stadt zu inhalieren. Zu sehr war ich im Funktionieren gefangen, habe scheinbar niemals enden wollende To Do Listen abgearbeitet. Selten habe ich nach links und rechts blicken können oder gar in den Himmel, um die Wolken zu beobachten. Dabei hätte sich der Alltag nach einem kurzen Moment des Innehaltens so viel leichter angefühlt.
Ich habe mich weg gewünscht, weit weg. Um endlich einmal wieder schöne Momente erleben zu können. Und ich ging weg. Die vielleicht beste Entscheidung meines Lebens, denn sie hat mir wertvolle Erkenntnisse gebracht.

Auf Reisen habe ich bemerkt, dass diese schönen Momente buchstäblich überall sein können. Da ist es fast egal, ob ich durch die schmutzigen Straßen Bangkoks ziehe oder mich die Sonne am Strand von Sansibar kitzelt.
Wenn ich einen negativen Fokus habe, werde ich auch Traumstrände nicht wertschätzen können. Wenn ich aber achtsam durch die vermüllten Straßen Bangkoks laufe, werde ich die wahre Schönheit des Augenblicks entdecken.

Schönes umgibt uns, tagtäglich. Es will gesehen werden. Wenn wir nun also innehalten, den Fokus auf das legen, was bereits da ist, dann bemerken wir, wie reich wir eigentlich sind. Und dass der Ort, an dem wir uns befinden, ganz nebensächlich ist. Denn unser Paradies, das sind wir selbst.

Dezember 2020

@mom_and_a_half_man folgte nach einem Burnout ihrem Ruf des Glücks und befindet sich seitdem auf einer Open-End-Weltreise. Aktuell macht sie Station auf Sansibar. Unter #wasunsheuteguttut schreibt Nathalie, wie sie im echten Leben heißt, für VENYA Tipps für einen achtsamen Alltag.

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